Du möchtest nach der Flasche greifen und den Deckel abschrauben, aber allein der Gedanke an diese Bewegung schmerzt. Schmerzen im Daumengelenk und Ballen können den Alltag enorm einschränken. Ob schwacher Daumen, Schwellungen, Steifer Daumen, wir zeigen Dir, wie Du Daumengelenkschmerzen vorbeugst und mit welchen Übungen Du Schmerzen deutlich lindern kannst.
2. Symptomatik und mögliche Ursachen von Schmerzen im Daumengelenk
5. Alltagstipps und schmerzlindernde Übungen
1. Was ist das Daumengelenk?
Verletzungen oder chronische Beschwerden wie Arthrose oder Sehnenentzündungen am Daumen sind nicht nur schmerzhaft, sie behindern uns auch massiv am Arbeitsplatz und im Alltag. Wie essenziell der Daumen als gesunder und normal einsetzbarer Finger ist, merkt man erst, wenn seine Funktionalität nachlässt. Schon mal probiert einen Knopf ohne Daumen zu zuknöpfen? Genau, es dauert ewig.
Der Daumen besteht aus nur zwei Fingergliedknochen, die mit dem Endgelenk miteinander verbunden sind. Das Daumengrundgelenk grenzt an die Handfläche an, das bekannte Daumensattelgelenk (in Fachsprache Karpometakarpalgelenk) befindet sich weiter unten an der Handwurzel. Allein an der Stabilisierung des Sattelgelenks sind 16 Ligamente direkt beteiligt. Das Daumensattelgelenk sorgt mit den angrenzenden Bändern und Sehnen für die außerordentliche Bewegungsvielfalt, wodurch sich der Daumen jedem anderen Finger opponieren kann. Außerdem sorgen neun Einzelmuskeln für den reibungslosen Ablauf der Daumenbetätigung. Durch diese komplexe Kombination kann die Hand greifen, schrauben, schreiben, festhalten etc.
2. Symptomatik und mögliche Ursachen von Schmerzen im Daumengelenk
Das innere „ulnare“ Seitenband am Daumengrundgelenk spielt eine besonders wichtige Rolle, da es der einzige Stabilisator für Daumen darstellt. Zugreifen funktioniert also nur mit intaktem ulnaren Seitenband. Ist dieses beschädigt, führt das zu einer großen Belastung und Einschränkung für den Betroffenen. Automatische Bewegungen, die wir alltäglich mit absoluter Selbstverständlichkeit ausführen, sind beim sogenannten Skidaumen kaum oder nur unter Schmerzen möglich. Doch die Symptomatik für Daumengelenkschmerzen ist breiter gefächert.
Hier ein kleiner Symptomcheck:
- Schmerzen bei Greifbewegungen, Schlüsselsperren, Flasche öffnen etc.
- Schwächegefühl im Daumen
- Spannungsgefühl
- Schwellungen auch am Daumenballen
- Kälteempfindlichkeit
- Bewegungseinschränkung und Versteifung
Schmerzen am Daumengelenk und Ballen können auch an ernstzunehmenden Erkrankungen wie der Rhizarthrose, Sehnenscheidenentzündung oder am Karpaltunnelsyndrom liegen. Deshalb ist eine Differenzialdiagnose beim Arzt unerlässlich. Bei der Rhizarthrose ist das Schrägband des Daumens stark geschwächt, wodurch ziehende Schmerzen am Sattelgelenk bis in den Unterarm hinein die Folge sind.
Schmerzen am Daumengelenk mit Schwellungen können vielerlei Ursachen haben. Die häufigsten Verletzungen am Daumen sind Zerrungen. Ursache ist meist eine versehentliche Überdehnung der Bänder oder Kapseln. Bei einer Prellung ist oftmals eine Stoßverletzung der Auslöser für die starken Schmerzen im Daumengelenk. Das Blut läuft dann in das Fingergelenk (Endgelenk) des geprellten Daumens und gerinnt. Diese Gerinnung kann sehr hartnäckig sein und zu eingeschränkter Beweglichkeit und Schwellungen führen. Derartige Verletzungen passieren nicht nur beim Sport, sondern auch am Arbeitsplatz, insbesondere bei handwerklichen Tätigkeiten. Der Daumen kann auch durch Stürze oder ähnliche Alltagsunfälle in Mitleidenschaft gezogen werden.
3. Phänomen Handydaumen
Wusstest Du, dass die für Bewegung und Sensitivität des Daumens verantwortlichen Hirnareale viel größer ausgeprägt sind als die der anderen Finger? Der Daumen zählt eigentlich gar nicht als richtiger Finger, sondern hat eine Sonderstellung. Evolutionsbiologisch betrachtet entwickelte sich der opponierbare Daumen (genauso wie die großen Zehen) separat von den übrigen Fingern und unterlief großen Veränderungen im Erbgut. Insofern ist der Daumen recht anpassungsfähig an neue Bewegungen, jedoch braucht es einige Generationen, bis sich Faszien und Muskeln an die neuen Anforderungen adaptiert haben.
So ist es nicht verwunderlich, dass in unserem Generationswechsel z. B. der hohe Smartphone-Konsum nie dagewesene Ansprüche an Faszien und Muskelgruppen stellt, da diese ohne Erholungsphase die immer gleichen Bewegungsabläufe ausüben. Nicht nur Handwerkerhände, deren Daumen enormen Kräften ausgeliefert sind, sondern auch Handydaumen sind besonders anfällig für Schmerzen im Daumengelenk. Die einseitige Bewegung des Daumens beim Nachrichtentippen auf dem Smartphone oder an der Tastatur des PCs belasten das Daumengelenk stark.
4. Therapie im Allgemeinen
Bei starken Schmerzen im Daumengelenk ist zunächst Schonung wichtig. Hier können Wärmebehandlungen helfen. Massiere die Handinnenfläche und den Ballen mit einer Faszienkugel oder mit dem Daumen der anderen Hand. So werden die Gelenke und auch die Sehnen gleichermaßen entlastet. Bei Gelenkentzündungen können Kältetherapien förderlich für den Heilungsprozess sein. Im schlimmsten Fall muss der Daumen operiert werden. Der Physiotherapeut wird Dir schmerzlindernde Übungen zeigen, die Du täglich zweimal ausführen solltest.
5. Alltagstipps und schmerzlindernde Übungen
Zur gezielten Entlastung sollten Bandagen wie Daumenschienen getragen werden, die vor allem bei erneuten stärkeren Belastungen zum Einsatz kommen, aber auch im Alltag die Daumengelenke entlasten. Sie verhindern auch eine problematische Schonhaltung, was zur Überbelastung am Gelenk der anderen Hand führen kann. Aber auch nach Verletzungen unterstützt die Daumenbandage den Regenerationsprozess und lindert Schmerzen.
Damit Du schnell wieder schmerzfrei zugreifen kannst, haben wir im Folgenden zwei effektive Übungen für Dich:
Übung 1
Halte Deinen rechten Arm ausgestreckt, Finger zeigen Richtung Boden, Handinnenflächen von Dir weg. Greife nun mit der linken Hand unter dem Arm durch und ziehe Deinen Daumen behutsam zu Dir ran. Atme 2 Minuten lang tief ein und aus. Es sollte nicht schmerzhaft sein, aber die Dehnung darf ruhig etwas ziehen. Schüttle das Handgelenk ein wenig aus und bewege vorsichtig die Finger. Der Schmerz sollte nun deutlich nachgelassen haben.
Übung 2
Umgreife den Daumen mit den Fingern zu einer Faust. Strecken den Arm aus und knicke nun das Handgelenk in Richtung des Unterarms ab. Intensiviere die Dehnung, indem Du mit der anderen Hand die Faust weiter Richtung Unterarm schiebst. Bleib wieder mind. zwei Minuten in der Dehnung, um einen schmerzlindernden Effekt zu erzielen.
Bei Schmerzen im Daumen spielen, neben einer genauen Analyse von Symptomen und der entsprechenden Therapie, auch präventive Ansätze eine wichtige Rolle, um chronischem Schmerz vorzubeugen. Um Dein Daumengelenk entsprechend zu entlasten, empfehlen wir unsere Forte Daumenbandage. Stelle sie mithilfe der Gurte so fest, dass schmerzhafte Bewegungen vermieden werden und trage sie zunächst rund um die Uhr. Ergänzend zu einer Bandage können Dir oben aufgeführte Übungen dabei helfen, das Daumengelenk wieder zu mobilisieren und zu stärken. Wir hoffen sehr, Dir mit unseren Tipps weitergeholfen zu haben.
Quellen
Dickson DR, Dickson CC, Farnell R (2015). Pain at the base of the thumb. BMJ; 350(182). Published 2015 Feb 3. doi:10.1136/bmj.h182
Klenner, A. F. (2004). Differenzierte Indikationsstellung und Behandlung der traumatischen und degenerativen Veränderung am Daumensattelgelenk. Duisburg: Universität Duisburg-Essen, 2.
Paries, C. (2018). Däumchen drehen. Ergopraxis, 11(02), 1-1.
Thomann, K. D. (2003). Wirksame Hilfe bei Arthrose: wie Sie selbst mit einfachen Mitteln Schmerzen lindern; beweglich bleiben durch kleine Übungen zwischendurch; im Überblick: schonende Operationsverfahren, neue Medikamente und alternative Schmerzlinderung. Georg Thieme Verlag.
Zumhasch, R. (2020). Die Anatomie und Biomechanik des Daumensattelgelenks. Praxis Handreha, 1(02), 84-86.
Bitte beachte, dass die Inhalte unserer Blog-Posts lediglich einen Überblick über aktuelle Forschungsergebnisse geben und einen Arztbesuch nicht ersetzen können. Bei jeglichen Beschwerden, ob akuter oder chronischer Art, legen wir Dir bei ausbleibender Besserung unbedingt nahe, fachlichen Rat einzuholen. Oben genannte Tipps solltest Du nur nach Absprache mit Deinem behandelnden Arzt, Therapeuten oder Heilpraktiker anwenden.